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Datum: 1. Juni 2024

Agoraphobie

Die Agoraphobie, oft auch als Platzangst bezeichnet, ist die Angst vor öffentlichen Plätzen und Menschenmengen sowie vor Situationen, in denen es scheinbar keine Fluchtmöglichkeiten oder Hilfe gibt. Diese Phobie sollte nicht mit Klaustrophobie verwechselt werden, bei der die Angst vor engen Räumen im Vordergrund steht.

Die Agoraphobie kann das tägliche Leben stark einschränken und Betroffene daran hindern, alltägliche Aktivitäten auszuführen. Wir klären über Auslöser, Anzeichen und Behandlungsmöglichkeiten auf. 

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Autor: Matthias Wiesmeier

Gesundheitsberater mit über 20 Jahren Erfahrung. Spezialisiert auf die Themenbereiche Psychologie, Gesundheit und Sport. Autor unserer Selbsthilfebücher.

Inhaltsverzeichnis:
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    Platzangst erklärt

    Der Begriff “Platzangst” wird häufig missverstanden. Viele Menschen denken dabei an die Angst vor engen Räumen, wie zum Beispiel in einem Aufzug, in einem kleinen Zimmer, im Flugzeug, im Auto oder in einer MRT-Röhre. Auch die Angst, in Menschenmassen eingesperrt zu sein, wie bei Konzerten, im Einkaufszentrum oder in einer vollen Bahn, wird oft fälschlicherweise als Platzangst bezeichnet. Diese Art der Angst ist jedoch die Klaustrophobie, also die Angst vor engen Räumen.

    Die eigentliche Bedeutung der Platzangst, im medizinischen Sinne Agoraphobie genannt, ist die Angst vor großen, offenen Plätzen und Situationen, in denen man sich hilflos fühlt, weil keine sofortige Hilfe verfügbar ist. Diese Angst bezieht sich nicht auf die Enge oder das Gefühl, “zu platzen”, sondern auf die Weite und das Fehlen von Fluchtmöglichkeiten in öffentlichen Bereichen.

    Mit Platzangst ist also die Angst vor großen, offenen Plätzen gemeint und nicht die Angst vor engen Räumen oder das Gefühl, in diesen zu “platzen”. Diese Unterscheidung hilft, das Missverständnis aufzuklären und die spezifischen Herausforderungen der Agoraphobie besser zu erkennen.

    Beispiele

    Die Agoraphobie kann sich in verschiedenen Situationen des Alltags bemerkbar machen. Betroffene erleben oft intensive Angst und vermeiden bestimmte Orte oder Aktivitäten, um die gefürchteten Angstsymptome zu verhindern.

    Öffentliche Verkehrsmittel

    Viele Menschen mit Agoraphobie haben Angst vor der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel wie Busse, Züge oder U-Bahnen. Die Vorstellung, in einem überfüllten Zug eingesperrt zu sein und nicht schnell genug flüchten zu können, kann starke Panik auslösen.

    Einkaufszentren und Supermärkte

    Das Einkaufen in großen Einkaufszentren oder Supermärkten kann für Betroffene sehr belastend sein. Die Angst, sich in einer Menschenmenge zu verlieren oder in einem Notfall nicht schnell genug entkommen zu können, führt oft dazu, dass solche Orte gemieden werden.

    Große, offene Plätze

    Große, offene Plätze wie Marktplätze, Parks oder Fußgängerzonen können ebenfalls Angst auslösen. Betroffene fürchten, sich in der Weite verloren zu fühlen und keine unmittelbare Hilfe zu finden.

    Veranstaltungen und Menschenmengen

    Konzerte, Sportveranstaltungen oder andere große Versammlungen stellen häufig ein Problem dar. Die Angst, in der Menge gefangen zu sein und im Notfall nicht flüchten zu können, ist ein typisches Symptom der Agoraphobie.

    Alleinsein außerhalb des Hauses

    Das Alleinsein außerhalb des Hauses kann für viele Betroffene besonders beängstigend sein. Sie fürchten, in einer unerwarteten Situation keine Hilfe zu finden und auf sich allein gestellt zu sein.

    Fahrten mit dem Auto

    Auch Autofahrten, insbesondere auf Autobahnen oder in Staus, können Panik auslösen. Die Vorstellung, im Auto eingeschlossen zu sein und bei einem Angstanfall nicht schnell genug aussteigen zu können, ist eine häufige Sorge.

    Arztbesuche und Krankenhäuser

    Der Besuch bei einem Arzt oder in einem Krankenhaus kann ebenfalls angstbesetzt sein. Die sterile Umgebung und die möglichen Wartezeiten verstärken das Gefühl des Eingesperrtseins und der Hilflosigkeit.

    Ursachen

    Die Ursachen der Agoraphobie sind vielfältig und können von Person zu Person unterschiedlich sein. Verschiedene Faktoren können zur Entwicklung dieser Angststörung beitragen.

    Traumatische Erlebnisse

    Traumatische Erlebnisse, wie ein schwerer Unfall oder ein Panikanfall in einer öffentlichen Situation, können die Entwicklung einer Agoraphobie auslösen. Diese Erlebnisse hinterlassen tiefe Spuren im Unterbewusstsein und führen dazu, dass bestimmte Situationen fortan als bedrohlich empfunden werden.

    Genetische Veranlagung

    Genetische Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle. Es ist bekannt, dass Menschen, deren Eltern oder Geschwister unter Angststörungen leiden, ein höheres Risiko haben, selbst eine Agoraphobie zu entwickeln. Diese Veranlagung kann vererbt werden und macht bestimmte Personen anfälliger für Angststörungen.

    Persönlichkeitsmerkmale

    Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale können das Risiko für die Entwicklung einer Agoraphobie erhöhen. Menschen, die zu übermäßiger Sorge neigen, ein niedriges Selbstwertgefühl haben oder besonders sensibel auf Stress reagieren, sind anfälliger für diese Art von Angststörung.

    Stress und Überforderung

    Langfristiger Stress und Überforderung im Alltag können ebenfalls zur Entstehung einer Agoraphobie beitragen. Wenn das Stressniveau konstant hoch ist, kann dies die psychische Widerstandskraft schwächen und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, eine Angststörung zu entwickeln.

    Symptome

    Die Symptome der Agoraphobie sind vielfältig und können sowohl psychische als auch physische Reaktionen umfassen. Betroffene erleben häufig intensive Angst in bestimmten Situationen, die ihr tägliches Leben stark beeinträchtigen können.

    Psychische Symptome

    Menschen mit einer Agoraphobie erleben intensive Angst vor Situationen, in denen sie sich hilflos fühlen oder aus denen sie nicht entkommen können. Diese Angst tritt oft schon bei dem Gedanken an solche Situationen auf und führt zu Vermeidungsverhalten. Zu den häufigsten psychischen Symptomen gehören:

    • Panikattacken: Plötzliche, intensive Angstanfälle, die ohne Vorwarnung auftreten können.
    • Vermeidung: Betroffene vermeiden es, alleine das Haus zu verlassen, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen oder an Veranstaltungen teilzunehmen.
    • Isolation: Rückzug von sozialen Aktivitäten und Kontakten, um angstauslösende Situationen zu vermeiden.
    • Übermäßige Sorge: Ständige Sorgen darüber, was passieren könnte, wenn man in einer beängstigenden Situation keine Hilfe bekommt.

    Physische Symptome

    Neben den psychischen Symptomen können auch körperliche Reaktionen auftreten. Diese Symptome können sehr belastend sein und führen oft zu einem Teufelskreis aus Angst und körperlichen Beschwerden. Zu den häufigsten physischen Symptomen gehören:

    • Herzklopfen: Ein schneller oder unregelmäßiger Herzschlag, der oft mit einem Gefühl der Beklemmung einhergeht.
    • Schweißausbrüche: Übermäßiges Schwitzen, oft begleitet von einem Gefühl der Überhitzung.
    • Zittern: Unkontrollierbares Zittern oder Beben, das oft in den Händen oder Beinen auftritt.
    • Schwindel: Ein Gefühl der Benommenheit oder das Gefühl, gleich in Ohnmacht zu fallen.
    • Atemnot: Schwierigkeiten beim Atmen, die oft als Erstickungsgefühl wahrgenommen werden.
    • Übelkeit: Ein Gefühl der Übelkeit oder Magenbeschwerden, die in stressigen Situationen auftreten können.
    • Kopfschmerzen: Spannungskopfschmerzen oder Migräne, die durch den Stress und die Anspannung verstärkt werden.

    Behandlung

    Die Behandlung der Agoraphobie umfasst verschiedene Ansätze, die darauf abzielen, die Angst zu reduzieren und den Betroffenen zu helfen, ihr Leben wieder normal zu gestalten. Hier sind die wichtigsten Behandlungsmethoden, die bei der Agoraphobie zum Einsatz kommen.

    Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)

    Die kognitive Verhaltenstherapie ist eine der effektivsten Methoden zur Behandlung der Agoraphobie. In der KVT lernen Betroffene, ihre negativen Gedankenmuster zu erkennen und zu verändern. Sie üben, sich schrittweise den angstauslösenden Situationen zu stellen und lernen Techniken zur Angstbewältigung. Diese Therapieform hilft dabei, die Vermeidungsverhalten zu reduzieren und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu stärken.

    Expositionstherapie

    Die Expositionstherapie ist ein wesentlicher Bestandteil der KVT und beinhaltet das bewusste Konfrontieren mit angstauslösenden Situationen. Ziel ist es, die Angstreaktion zu verringern und den Betroffenen zu zeigen, dass die befürchteten Konsequenzen meist nicht eintreten. Die Exposition erfolgt schrittweise, beginnend mit weniger angstauslösenden Situationen, und steigert sich allmählich zu schwierigeren Herausforderungen.

    Medikamente

    In einigen Fällen können Medikamente eingesetzt werden, um die Symptome der Agoraphobie zu lindern. Antidepressiva und angstlösende Medikamente können helfen, die Angst zu reduzieren und den Betroffenen zu ermöglichen, sich besser auf die Therapie zu konzentrieren. Es ist wichtig, dass die Einnahme von Medikamenten unter ärztlicher Aufsicht erfolgt, um Nebenwirkungen und Abhängigkeiten zu vermeiden.

    Selbsthilfe

    Die Selbsthilfe bei der Agoraphobie umfasst verschiedene Ansätze, die Betroffenen helfen können, ihre Angst zu bewältigen und den Alltag besser zu meistern.

    Entspannungstechniken

    Entspannungstechniken sind effektive Methoden, um die körperlichen Symptome der Angst zu reduzieren. Atemübungen, progressive Muskelentspannung und Meditation können regelmäßig geübt werden, um ein Gefühl der Ruhe und Gelassenheit zu fördern. Diese Techniken helfen dabei, den Körper zu entspannen und die Stressreaktion zu verringern.

    Positive Selbstgespräche

    Negative Gedanken und Selbstzweifel können die Angst verstärken. Positive Selbstgespräche und Affirmationen können helfen, die Ängste zu relativieren und dir selbst Mut zuzusprechen. Indem du dir positive und ermutigende Sätze sagst, kannst du dein Selbstvertrauen stärken und negative Gedankenmuster durchbrechen.

    Selbsthilfegruppen

    Der Austausch mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe kann sehr unterstützend sein. In diesen Gruppen kannst du Erfahrungen teilen, Tipps erhalten und dich gegenseitig ermutigen. Die Unterstützung durch Menschen, die ähnliche Herausforderungen erleben, kann das Gefühl der Isolation verringern und den Umgang mit der Angst erleichtern.

    Alltägliche Planung

    Eine sorgfältige Planung des Alltags kann helfen, die Angst zu kontrollieren. Indem du Routinen etablierst und realistische Ziele setzt, kannst du dich besser auf stressige Situationen vorbereiten. Es kann auch hilfreich sein, eine vertraute Person um Unterstützung zu bitten und gemeinsam Aktivitäten zu planen, die dir Sicherheit geben.

    Schrittweises Vorgehen

    Es ist wichtig, sich schrittweise den angstauslösenden Situationen zu stellen. Beginne mit kleinen Schritten und steigere die Herausforderungen langsam. Erfolgserlebnisse, auch wenn sie klein sind, können dein Selbstvertrauen stärken und die Angst reduzieren. Setze dir erreichbare Ziele und belohne dich für deine Fortschritte.

    Selbsthilfebücher

    Es gibt zahlreiche Bücher, die sich mit dem Thema Phobien und Ängste beschäftigen. Diese Bücher bieten wertvolle Informationen und praktische Übungen, die dir helfen können, deine Angst besser zu verstehen und zu bewältigen. Auch wir bieten dir ein passendes Selbsthilfebuch zur Überwindung von Phobien und Ängsten!

    Quellen:

    1. Agoraphobia – Better Health Channel
    2. Agoraphobia – https://en.wikipedia.org
    3. Agoraphobia – Diagnosis and treatment – https://www.mayoclinic.org
    4. Agoraphobia – StatPearls
    5. Agoraphobia: Symptoms, causes, diagnosis, and outlook – medicalnewstoday.com
    6. Agoraphobia: Symptoms, Causes, Treatment, and Coping – https://www.verywellmind.com
    7. Agoraphobia – National Institute of Mental Health (NIMH)
    8. Agoraphobia – Mental Health Disorders
    9. Agoraphobia: MedlinePlus Medical Encyclopedia
    Beitragsbild:
    Agoraphobie-Platzangst
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