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Datum: 11. Juni 2024

Angelman-Syndrom

Das Angelman-Syndrom ist eine seltene genetische Erkrankung, die durch eine Mutation auf dem 15. Chromosom verursacht wird. Es ist gekennzeichnet durch Entwicklungsverzögerungen, Sprachstörungen, Gleichgewichtsprobleme und ein auffallend fröhliches und freundliches Verhalten. Obwohl die Lebenserwartung nicht eingeschränkt ist, ist das Angelman-Syndrom nicht heilbar.

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Autor: Matthias Wiesmeier

Gesundheitsberater mit über 20 Jahren Erfahrung. Spezialisiert auf die Themenbereiche Psychologie, Gesundheit und Sport. Autor unserer Selbsthilfebücher.

Inhaltsverzeichnis:
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    Was ist das Angelman-Syndrom?

    Das Angelman-Syndrom, oft auch als AS abgekürzt, ist eine seltene neurologische Erkrankung, die durch einen Fehler im Erbgut verursacht wird. Genauer gesagt, liegt die Ursache in einer Veränderung des sogenannten UBE3A-Gens auf dem 15. Chromosom. Dieses Gen ist für die normale Entwicklung des Nervensystems wichtig.

    Wie häufig ist das Angelman-Syndrom?

    Das Angelman-Syndrom ist eine seltene Erkrankung, die schätzungsweise eines von 12.000 bis 20.000 Neugeborenen betrifft. Es tritt bei Jungen und Mädchen gleichermaßen auf und ist in allen ethnischen Gruppen zu finden.

    Was verursacht das Angelman-Syndrom?

    In den meisten Fällen entsteht das Angelman-Syndrom durch eine spontane Veränderung des Erbguts während der Entwicklung der Eizelle oder des Spermiums. Es wird also in der Regel nicht von den Eltern vererbt.

    Welche Ursachen gibt es für das Angelman-Syndrom?

    Es gibt verschiedene Arten von genetischen Veränderungen, die zum Angelman-Syndrom führen können:

    • Deletion: Ein Teil des 15. Chromosoms, auf dem das UBE3A-Gen liegt, fehlt.
    • Mutation: Das UBE3A-Gen ist verändert und kann seine Funktion nicht mehr richtig erfüllen.
    • Uniparentale Disomie: Beide Kopien des 15. Chromosoms stammen von einem Elternteil.
    • Imprinting-Defekt: Die Genaktivität auf dem 15. Chromosom ist gestört.

    Gibt es Risikofaktoren für das Angelman-Syndrom?

    Es sind keine spezifischen Risikofaktoren bekannt, die das Auftreten des Angelman-Syndroms erhöhen. Es handelt sich um eine zufällige genetische Veränderung, die in den meisten Fällen nicht vorhersehbar ist.

    Wie äußert sich das Angelman-Syndrom?

    Das Angelman-Syndrom zeigt sich in einer Vielzahl von Symptomen, die sich von Person zu Person unterscheiden können. Einige der häufigsten Merkmale sind:

    Entwicklungsverzögerungen und Sprachstörungen

    Kinder mit Angelman-Syndrom erreichen Entwicklungsmeilensteine wie Sitzen, Krabbeln und Laufen oft später als andere Kinder. Auch die Sprachentwicklung ist beeinträchtigt, wobei viele Betroffene nur wenige oder gar keine Worte sprechen können. Stattdessen nutzen sie oft nonverbale Kommunikation wie Gesten, Mimik und Laute, um sich auszudrücken.

    Bewegungsstörungen und Gleichgewichtsprobleme

    Menschen mit Angelman-Syndrom haben oft Schwierigkeiten mit der Bewegungskontrolle und dem Gleichgewicht. Sie können einen unsicheren Gang haben, häufig stolpern oder Schwierigkeiten beim Greifen und Halten von Gegenständen haben.

    Das charakteristische “glückliche” Verhalten

    Eines der auffälligsten Merkmale des Angelman-Syndroms ist das häufige Lachen und Lächeln, das oft als “glückliches” Verhalten bezeichnet wird. Betroffene zeigen oft eine fröhliche und aufgeschlossene Persönlichkeit und suchen gerne den Kontakt zu anderen Menschen. Sie können auch durch Händeklatschen, Flattern mit den Armen oder andere repetitive Bewegungen ihre Freude ausdrücken.

    Schlafstörungen und Epilepsie

    Viele Menschen mit Angelman-Syndrom leiden unter Schlafstörungen, die sich in Schwierigkeiten beim Einschlafen, häufigem Aufwachen oder einer verkürzten Schlafdauer äußern können. Zudem haben sie ein erhöhtes Risiko für Epilepsie, eine neurologische Erkrankung, die sich in wiederkehrenden Anfällen äußert.

    Weitere mögliche Symptome

    Neben den genannten Symptomen können bei Menschen mit Angelman-Syndrom auch weitere Merkmale auftreten, wie zum Beispiel:

    • Fütterprobleme im Säuglingsalter
    • Verzögertes Wachstum
    • Mikrozephalie (kleiner Kopfumfang)
    • Skoliose (Verkrümmung der Wirbelsäule)
    • Hyperaktivität
    • Kurze Aufmerksamkeitsspanne
    • Empfindlichkeit gegenüber Hitze

    Diagnose

    Die Diagnose des Angelman-Syndroms erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus klinischer Untersuchung, Entwicklungsgeschichte und genetischen Tests.

    • Klinische Untersuchung: Ein Arzt oder eine Ärztin beurteilt die körperlichen Merkmale und das Verhalten des Kindes und überprüft, ob es typische Anzeichen des Angelman-Syndroms zeigt.
    • Entwicklungsgeschichte: Die Eltern werden nach der Entwicklung des Kindes befragt, insbesondere nach dem Erreichen von Meilensteinen wie Sitzen, Krabbeln, Laufen und Sprechen.
    • Genetische Tests: Ein Bluttest wird durchgeführt, um die genetische Veränderung auf dem 15. Chromosom nachzuweisen. Der am häufigsten verwendete Test ist der sogenannte Methylierungs-Test.

    Behandlung

    Obwohl das Angelman-Syndrom nicht heilbar ist, gibt es viele Möglichkeiten, die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Familien zu verbessern.

    Frühförderung und Therapien

    Eine frühzeitige Förderung ist entscheidend, um die Entwicklung des Kindes zu unterstützen und seine Fähigkeiten zu maximieren. Verschiedene Therapien können dabei helfen, die motorischen, sprachlichen und kognitiven Fähigkeiten zu verbessern:

    • Physiotherapie: Hilft bei der Verbesserung der Bewegungskoordination, des Gleichgewichts und der Muskelkraft.
    • Ergotherapie: Unterstützt bei der Entwicklung von Alltagsfähigkeiten wie Essen, Anziehen und Körperpflege.
    • Logopädie: Fördert die Kommunikationsfähigkeiten, sowohl verbal als auch nonverbal.

    Unterstützung im Alltag

    Menschen mit Angelman-Syndrom benötigen oft spezielle Unterstützung im Alltag, um ihre Unabhängigkeit zu fördern und ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.

    • Hilfsmittel: Je nach individuellen Bedürfnissen können Hilfsmittel wie Rollstühle, Gehhilfen, Kommunikationsgeräte oder spezielle Ess- und Trinkhilfen eingesetzt werden.
    • Kommunikation: Da die Sprachentwicklung oft beeinträchtigt ist, ist es wichtig, alternative Kommunikationsformen wie Gebärden, Bildkarten oder elektronische Kommunikationshilfen zu nutzen.

    Austausch mit anderen Betroffenen und Angehörigen

    Der Austausch mit anderen Familien, die ebenfalls von Angelman-Syndrom betroffen sind, kann eine wertvolle Unterstützung sein. Selbsthilfegruppen bieten die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen, sich gegenseitig zu unterstützen und Informationen über aktuelle Entwicklungen in Forschung und Therapie zu erhalten.

    Umgang mit Schlafstörungen und Epilepsie

    Schlafstörungen und Epilepsie können die Lebensqualität von Menschen mit Angelman-Syndrom erheblich beeinträchtigen. Eine gute Schlafhygiene, regelmäßige Schlafenszeiten und eine entspannte Schlafumgebung können helfen, den Schlaf zu verbessern. Bei Epilepsie ist eine medikamentöse Behandlung oft notwendig, um die Anfälle zu kontrollieren.

    Selbsthilfe

    Wenn du selbst vom Angelman-Syndrom betroffen bist oder ein Familienmitglied hast, das damit lebt, gibt es viele Möglichkeiten, sich selbst zu unterstützen und den Alltag zu erleichtern.

    • Strukturierter Tagesablauf: Ein geregelter Tagesablauf mit festen Zeiten für Mahlzeiten, Aktivitäten und Ruhephasen kann helfen, Sicherheit und Orientierung zu geben.
    • Visuelle Hilfen: Nutze Bilder, Symbole oder Piktogramme, um Abläufe zu erklären, Entscheidungen zu erleichtern und die Kommunikation zu unterstützen.
    • Bewegung und Aktivität: Regelmäßige körperliche Aktivität, angepasst an die individuellen Fähigkeiten, kann die motorischen Fähigkeiten verbessern, die Stimmung heben und Stress abbauen.
    • Entspannungstechniken: Atemübungen, Yoga oder progressive Muskelentspannung können helfen, Stress zu reduzieren und die Schlafqualität zu verbessern.
    • Achtsamkeit: Achtsamkeitsübungen können dabei helfen, im Moment präsent zu sein, die eigenen Gefühle wahrzunehmen und besser mit Stress umzugehen.
    • Selbstfürsorge: Nimm dir Zeit für dich selbst, pflege deine Hobbys und Interessen und sorge für ausreichend Schlaf und Erholung.
    • Unterstützung suchen: Scheue dich nicht, Hilfe anzunehmen, wenn du sie brauchst. Sprich mit deinem Arzt oder Therapeuten, wenn du dich überfordert fühlst oder Unterstützung bei der Bewältigung des Alltags benötigst.

    Hilfe finden

    Es gibt viele Organisationen und Anlaufstellen, die Informationen, Beratung und Unterstützung zum Angelman-Syndrom anbieten.

    • Angelman-Syndrom Deutschland e.V.: Bietet Informationen, Beratung und Unterstützung für Betroffene und Angehörige.
    • Deutsche Gesellschaft für Humangenetik e.V.: Informiert über genetische Erkrankungen und bietet Beratung für Betroffene und Angehörige.
    • Lebenshilfe e.V.: Unterstützt Menschen mit Behinderungen und ihre Familien.
    • Selbsthilfegruppen: Bieten die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen und Angehörigen auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen.

    Auch in der Literatur gibt es zahlreiche Bücher und Ratgeber zum Thema Angelman-Syndrom, die wertvolle Informationen und Tipps für den Alltag bieten können.

    Quellen:

    • Angelman syndrome genotypes manifest varying degrees of clinical severity and developmental impairment – Nature
    • Angelman Syndrome: What It Is, Symptoms & Treatment – Cleveland Clinic
    • Unmet clinical needs and burden in Angelman syndrome: a review of the literature – Orphanet Journal of Rare Diseases
    • Refining the Behavioral Phenotype of Angelman Syndrome: Examining Differences in Motivation for Social Contact Between Genetic Subgroupsncbi
    • Facts About Angelman Syndrome – Angelman Syndrome Foundation
    • Angelman Syndrome – National Organization for Rare Disorders (NORD)
    • Angelman Syndrome – MedlinePlus (National Library of Medicine)
    • What is Angelman syndrome? – National Institutes of Health (NIH)
    • Angelman syndrome – Genetics Home Reference (National Library of Medicine)
    • Angelman Syndrome: A Comprehensive Overview – Verywell Health
    Beitragsbild:
    Angelman-Syndrom
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